Im Sommer kannst du selbst in der Antarktis ein ausgiebiges Bad nehmen ohne zu frieren! Hättest du das gedacht? Ich nicht. Auf der Deception Island, zu deutsch "Täuschungsinsel", habe ich es selbst ausprobiert. Ich verrate dir das Geheimnis: Die Vulkaninsel hat heisse Quellen. Mit Schippen ausgerûstet sind wir an Land gegangen und haben am Ufer so lange gebuddelt, bis das Wasser wärmer wurde. Schnell die Badehose oder den Bikini an und ins warme Wasser legen - mitten in der Antarktis. Cool. Danach macht es einem sogar nichts aus, in ....
... das "richtige" Antarktiswasser zu springen. Das ist dann aber echt eiskalt! Brrrrrr.
Ihren Namen hat die Insel schon vor 200 Jahren von einem Robbenfänger bekommen. Der dachte nämlich, es wâre eine ganz normale Insel, und erst als er in die vermeintliche Bucht fuhr, wurde ihm klar, dass er über einem Vulkankrater schipperte. Er hatte sich sozusagen täuschen lassen. Auf der Karte siehst du den Krater sofort.
Deception Island wird heutzutage von vielen Touristen besucht, wir waren ja auch da. Früher hat die Insel zuerst Wal- und Robbenfänger, dann Soldaten und Wissenschaftler angelockt.
In den Zeiten, als die Jagd auf Robben und Wale noch nicht verboten war, färbte sich im Sommer das Wasser in der Bucht regelmässig blutrot. Eine gruselige Vorstellung. Zuerst waren es die Robbenjäger, die ihr Unwesen trieben. Nach fünf Jahren gab es in der Gegend keine Robben mehr. Danach kamen die Walfänger. In den Sommermonaten wurden massenhaft Wale mit Harpunen gefangen und getötet. Ihre weisse Fettschicht wurde herausgeschnitten, gekocht und das gewonnene Öl mit dem Walfleisch nach Eruopa und Nordamerika verschifft. Dort wurde aus dem Öl, dem sogenannten Tran,Lampenöl, Margarine, Kosmetik und Anderes hergestellt. Die Walfangindustrie war ein riesiges, brutales Geschäft.
Nachdem in den Gewässern kaum noch Wale lebten, verliessen die Walfgänger Deception Island. In der Zeit des Walfangs beanspruchte übrigens Grossbritannien diesen Flecken Erde für sich; Es gab eine britische Post und eine britische Verwaltung auf der Insel, und natûrlich ging das Geld für die Fanggebühren nach Grossbritannien. Schon verrückt, wenn man überlegt, wie weit Europa entfernt ist!
Im Zweiten Weltkrieg waren dann kurz britische Soldaten auf Deception Island, das fanden weder die argentinische noch die chilenische Regierung so toll. Beide Lânder bauten wissenschaftliche Stationen auf und demonstrierten somit ihre Ansprüche;
Diesem ganzen menschlichen Gerangel setzte schliesslich die Insel selbst ein Ende: Der Vulkan brach aus. Seitdem herrscht auf der Insel wieder Ruhe - zumindest wenn die Kreuzfahrtschiffe wieder weg sind.
Du merkst; auf Deception Island hatten wir bei unseren Landgängen sehr fröhliche und sehr beklommene Momente mit Gänsehaut. Die Antarktis ist zwar ein
unbewohnter Kontinent, dennoch gibt es viel menschliche Geschichte und Geschichten!
Zum Schluss zeige ich dir noch zwei Fotos, die ich auf unserer Wanderung vor dem Bad aufgenommen habe. Die Insel ist echt beeindruckend (und) schön!