Die Westküste der Südinsel wird oft die wet west coast genannt, also die nasse Westküste. Natürlich nicht, weil die Wellen des Tasmanischen Meeres an den Strand rollen, sondern weil es dort einfach so extrem viel regnet. Und ich meine wirklich extrem: von 365 Tagen im Jahr an über 300 Tagen! Das Foto links ist an einem der wenigen Sonnentage entstanden! Wieso es gerade dort so viel regnet? Starke Winde aus der Antarktis treiben regenschwere Wolken an die Küste Neuseelands, wo sie dann abrupt von den Southern Alps, den Südalpen, gestoppt werden. Erkennst du ...
... auf der Karte die schneebedeckten Alpen, die sich wie eine Mauer die Küste entlang ziehen? An genau dieser Bergwand geht es für die Wolken nicht weiter, und sie regnen sich erst einmal aus. Plitsch, platsch. Ene nach der anderen. Dieses feuchte Phänomen habe ich auf meiner Reise nicht erlebt - ich war aber auch nicht traurig darüber. ;) Als wir an der wet west coast waren, blieb sie ganz trocken, sogar fast wolkenlos, sodass wir bei herrlichstem Sonnneschein die üppig grünen Wälder bestaunen konnten. Diese gibt es dort ja gerade wegen des vielen Regens. Regenwald eben.
Das satte Grün der Wälder sah vor dem tiefen Blau des Meeres und dem Hellblau des Himmels zum Reinbeißen aus! Frisch und saftig. Und überall lugten luftige Farnwedel aus den Büschen und Bäumen hervor, die sich leicht im Wind bewegten. Der Farn ist die Lieblingspflanze der Neuseeländer, und einige Kiwis sind deshalb ganz versessen darauf, einen Farnwedel auf ihrer Nationalflagge zu haben! Mir reichte es, die Farnbäume in der Natur zu sehen.
Wir fuhren die Küstenstraße entlang und sprangen immer mal wieder aus dem Auto, da die Ausblicke einfach zu spektakulär zum
Vorbeirauschen waren. Irgendwie habe ich dann doch die Fahrradfahrer beneidet, die viel langsamer unterwegs waren als wir. Aber ob ich beim Strampeln noch das Panorama hätte
genießen könnte? Ich glaube nicht. Wir haben uns eben so viel Zeit gelassen, wie wir konnten. Unser Ziel war es, vor dem Dunkelwerden einen Campingplatz zu erreichen. Das hat auch geklappt, und
nach dem Zeltaufbau konnten wir sogar noch die Abenddämmerung am Lake Matheson sehen. Dieser bekannte See ist vor allem morgens und abends so still, dass sich die Alpen und
Wälder glasskar in ihm wiederspielen. Nur wir Touristen haben die Stille gestört.
Zu schön um real zu sein, oder? Aber diesen See gibt es wirklich, und du hast keine Fotomontage vor Augen. Glücklich, müde und den Kopf voller Bilder krochen wir in der Dunkelheit in unsere Schlafsäcke und waren gespannt darauf, was wir in den nächsten Tagen an der wet west coast erleben würden. Davon mehr auf der nächsten Seite.
Auf zur nächsten Station!