Death Road – der Straßenname für die Strecke war tragisches Programm. Sie galt lange Zeit als die gefährlichste Straße der Welt und 200-300 Personen stürzten pro Jahr in die Abgründe. Der gesamte Verkehr von La Paz nach Coroico fuhr auf der ca. 3,2m schmalen Schotterpiste – LKWs, Busse, Autos, Motorräder, Bullis … alles.
Das Gefährliche sind die steilen, teilweise 600 Meter tiefen Abhänge, Wasserfälle, die sich über der Straße ausschütten und massive Felsvorsprüngen. Die meisten Fahrer gaben einfach Gas (oft auch unter Alkoholeinfluss) und bei uneinsichtigen Kurven hupten sie laut und fuhren weiter. Wegen Regen und Nebel konnte man oft schlichtweg nichts mehr sehen, und nachts muss es sowieso eine Horrorfahrt gewesen sein. Täglich gab es Zusammenstöße, schlimme Unfälle mit Toten oder Verletzten. Manchmal hingen LKWs über einer Klippe und nur im letzten Moment konnte sich der Fahrer durch einen waghalsigen Sprung retten.
Heute gibt es etwas unterhalb eine geteerte, zweispurige Straße, und es kommt nicht mehr so häufig zu Unfällen. Die Death Road wird fast nur noch von Fahrradfahrern befahren, was das Risiko stark vermindert hat. Dennoch warnte der Guide vor der Tour davor, nachlässig zu sein. 18 Radfahrer sind bis zum heutigen Tag auf der Straße tödlich verunglückt. Erst kurz vor unserer Abfahrt war eine Touristen über einen Abhang gefahren, nachdem sie wegen plötzlichen Nebels die Orientierung verloren hatte.
Warum wollte ich da runter fahren? War ich lebensmüde? Nein, ich fahre einfach gerne Fahrrad, und die spektakuläre Strecke lockte mich. Auf 64 km rauscht man 3.500 Meter bergab - von den kargen Bergen hinab in den Dschungel. Wo sonst hätte ich das machen können?
In La Cumbre (4.640m) wurden die Räder und Helme eingestellt und los ging’s. Klarer blauer Himmel, Sonne, kalter Wind, Berge, eine noch geteerte Straße – spitze zum Radeln. Es hat mir total Spaß gemacht, je schneller desto besser. Vor Freude habe ich laut gesungen. Langsam hat sich dann das Klima und die Natur verändert: es wurde wärmer, auf den Bergen waren Bäume zu sehen und Nebelfetzen hingen in den Wäldern. Und ich sah, warum diese Straße Death Road hieß: auf der Piste lagen Schotter, manchmal auch größere Steine und wenn man links den Abhang runtergeguckt hat, sah man nur noch Tiefe!
Mein Tempo nahm ich aus der Fahrt etwas raus, ich wollte unten heile ankommen! In einem Bus wäre ich dort auf alle Fälle nicht runter gefahren, purer Wahnsinn! Nach rund vier Stunden und einigen Pausen waren wir alle mit Adrenalin voll gepumpt am Endpunkt unserer Tour angekommen: der Ort Yolosa (1.295m) in den tropischen Wäldern der Yungas.
Zwei Tage zuvor hatte ich die Yungas vom Gipfel des Huayna Potosí gesehen und jetzt war ich nach einer abenteuerlichen Radtour dort. Herrlich.
Auf zur nächsten Station!
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