Fünfte Station: La Paz

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Wenn ich an La Paz denke, kommen mir Wörter wie

 

quirlig, abschüssig, voll, lebendig, bunt, arm, chaotisch

 

in den Sinn. Du stehst an einer Straßenecke und kannst eine Stunde verweilen ohne dich zu langweilen. Für europäische Augen gibt es immer etwas Ungewohntes zu erspähen.

 

Allein die Lage von La Paz ist ungewöhnlich. Bei meiner Ankunft hielt der Taxifahrer extra am Straßenrand an, damit ich die Aussicht in Ruhe aufnehmen konnte. Das Stadtzentrum liegt in einem Tal, und an den Hängen reiht sich ein Haus an das andere. Steile, enge Gassen zwängen sich wie Fangarme hindurch und oben auf dem Plateau angelangt, gehen sie gen Norden weiter und weiter. Ich konnte die Stadt förmlich wachsen sehen.

Und mächtig trohnt der Berg Illimani über der Stadt.
Und mächtig trohnt der Berg Illimani über der Stadt.

Viele Menschen, die auf dem Land keine Zukunft mehr sehen, kommen nach La Paz, um allein oder mit ihren Familien eine neue Existenz aufzubauen. El Alto, so wird der obere Teil der Stadt genannt, wächst rasend schnell und planlos. Straßen entstehen gerade da, wo Häuser ohne Erlaubnis der Stadtverwaltung gebaut werden. Die Versorgung mit sauberem Wasser ist ein großes Problem, da es kein funktionierendes System gibt. Strom wird von den Oberleitungen einfach abgezweigt und ist dementsprechend unsicher. Fast alles ist ein Provisorium.

 

Da so viel Bewegung in der Stadt ist, sieht man überall geschäftiges Treiben, und die Straßen sind voll von Autos und Bullis. Oft habe ich mich gewundert, wie die überfüllten, alten Bullis es schafften, die steilen Hänge zu erklimmen. Viele blieben aber auch qualmend mitten auf den Straßen stehen und mussten mit vereinten Kräften zur Seite geschoben werden.

Im Stadtteil El Alto
Im Stadtteil El Alto
Eine Cholita auf einer Demonstration gegen die Regierung
Eine Cholita auf einer Demonstration gegen die Regierung

Über die Stadt verteilt, gibt es viele Märkte mit allem, was man zum Leben braucht. Meistens sind es Cholas, die dort Schuhe, Haushaltsgeräte, Kleidung, Lebensmittel, Bücher, Säcke mit Cocablättern, Stoffe und und und verkaufen. Auf dem sogenannten Hexenmarkt (ja, auch den gibt es) werden Kräuter und verschrumpelte Lamaföten angeboten. Ungeborene Lamababys? Das fand ich ganz schön abstoßend.

 

Es gibt einen Brauch: Wenn ein neues Haus gebaut wird, vergraben die meisten Bolivianer ein ungeborenes Lama unter dem Haus. Sie glauben, dass die Bewohner dadurch ein fruchtbares Leben haben werden. Eine ganz andere Glaubenswelt als meine.

 

Beim Streunen durch die Stadt sind mir außerdem Schuhputzer aufgefallen, die mit schwarzen Mützen vermummt ihren Dienst anboten. Durch ihre Vermummung wirkten sie auf mich sehr bedrohlich. Die junge Frau an der Rezeption meines Hostels erklärte mir, dass die Jungen sich für die Arbeit schämten und deshalb unerkannt bleiben wollten. Gerne hätte ich einen mal angesprochen, aber das habe ich mich nicht getraut.

Eine Reihe vermummter Schuhputzer
Eine Reihe vermummter Schuhputzer

Die klobige Kathedrale San Francisco liegt im Stadtzentrum, und auf dem Platz davor ist immer was los. Da La Paz die Hauptstadt Boliviens ist, gibt es hier natürlich auch viele offizielle Gebäude wie das Parlaments- und Regierungsgebäude und einige Museen. Zwei davon habe ich besucht: Im Museo de Etnografía y Folklore habe ich etwas über die einzelnen indianischen Stämme Boliviens erfahren, im Museo de Coca über die Bedeutung der Cocapflanze für Bolivien.

Die Kathedrale San Francisco
Die Kathedrale San Francisco

Und dann gibt es noch die Hauptpost, in der ich ein Paket aufgegeben habe. So eine alltägliche Sache kann zu einem Erlebnis werden. Mit meinen Mitbringseln unter dem Arm (die sollten verschickt werden), ging ich in das trubelige Gebäude. „Die Gepäckannahme ist unten“, sagte mir ein freundlicher Angestellte. Also runter. Und dann pendelte ich von einem Schalter zum anderen.

 

Zuerst musste ich ein Formular mit fünffachem Durchschlag (so ähnlich wie Kopien) ausfüllen, beim nächsten Schalter wickelte eine Angestellte eine feste Plastikplane um meine Sachen und nähte alles mit einem dicken Faden zusammen. An einem anderen Schalter wurde das Paket gewogen. Mit einem Zettel, auf dem das Gewicht stand, ging ich wieder zu Schalter Eins, um dort zu bezahlen. Mit dem Rechnungsbeleg marschierte ich zurück zu meinem Paket, das dann finalmente, schließlich, gestempelt und in die Kiste internacional geworfen wurde.

 

90 Minuten hat alles gedauert (!), aber die haben sich gelohnt: Über meinem Lesesessel hängt ein kleiner Wandteppich und erinnert mich täglich an Bolivien...und manchmal denke ich auch an die Post von La Paz und die Damen vom Paketservice.

 

Auf zur nächsten Station!

 

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Weiß oder wie?

Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!