Schildkrötenwache ohne Schildkröten

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Wir sitzen im Boot auf einem der vielen Flüsse im Nationalpark Tortuguero. Ruder halt. Stille. Zu hören sind allein die Geräusche des Waldes und der Tiere, das Krachen eines Astes und im selben Moment das aufgeregte Kreischen eines Vogels. Dann wieder Stille. Ein Kaiman lugt regungslos aus dem Wasser hervor, in der nächsten Bucht steht ein Reiher auf einem Bein. Und allgegenwärtig ragen die Bäume wie eine riesige Wand empor und umschließen den Fluss. Ich lege mich in die Spitze des Bootes und schaue in die vernetzten Baumkronen. Ist das schön.

Eine Wand aus Bäumen
Eine Wand aus Bäumen

In diesem Moor – und Sumpfgebiet an der Karibikküste hoch im Norden Costa Ricas gibt es keine Straßen, nur mit Booten geht es über Wasserwege in die verwunschene Welt. Mit Freunden war ich tags zuvor in Moin nahe bei Limón gestartet und wir ließen uns auf einem Kanal an der Karibikküste entlang zu dem Örtchen Tortuguero schippern. Langsam ging es an Bananenfeldern, verrottenden Booten und Holzhäusern vorbei. Wassertaxis begegneten uns, aber je weiter wir Moin hinter uns ließen, desto menschenleerer wurde es.

 

Die „ortsansässigen“ Tiere waren den Bootsverkehr gewohnt: Schildkröten sonnten sich weiter auf Steinen, Kühe guckten uns seelenruhig an, Krokodile blieben auf ihrem Bauch liegen. An der Flussmündung des Rio Matina staksten Flamingos am Ufer umher und überhaupt waren immer wieder Vögel auf treibendem Holz oder in den üppigen Bäumen zu sehen. Alles tranquilo, ruhig.

Vorbei an einem Reiher
Vorbei an einem Reiher
Ein Toilettenhäuschen an der Bushaltestelle
Ein Toilettenhäuschen an der Bushaltestelle

Wir tuckerten so vor uns hin, bis wir nachmittags in Tortuguero ankamen – zum Ende der Schildkrötensaison. Neben den Flusswäldern sind Schildkröten nämlich die andere große Attraktion, und nach ihnen wurde der Ort ja auch genannt: Tortuguero – Platz, an den die Schildkröten kommen.

 

Vor langer, langer Zeit haben sich Meeresschildkröten dieses Fleckchen Küste auserkoren, um sich an den Strand zu schleppen und dort ihre Eier zu legen. Sie tun dies nachts, und am nächsten Tag sieht man nur noch ihre Spuren im Sand. Bevor sie aber wieder in die Brandung gleiten, buddeln sie ihre Eier sorgsam in den Sand ein - zum Schutz vor Menschen, Hunden und Vögeln.

 

Aber auch die ausgewachsenen Schildkröten lebten lange Zeit in großer Gefahr, denn im 19. und 20. Jahrhundert kam es zu einer barbarischen Jagd auf sie. Menschen aus Nordamerika und Europa waren an dem Öl, Fleisch und Panzer der Tiere interessiert, und da von Februar bis Oktober Unmengen von Kadett- Leder- und Suppenschildkröten nach Tortuguero kamen, legte man sich auf die Lauer, fing die wehrlosen Panzertiere und tötete so Hunderttausende von ihnen.

 

Die Zahl der Meeresschildkröten hat sich dadurch erschreckend verringert. Heute ist es in Costa Rica verboten, Schildkröten und ihre Eier zu töten, aber von Menschen verursachte Bedrohungen gibt es weiterhin. Wenn sich zum Beispiel eine Schildkröte im Meer in Kunststoffmüll verheddert, ist das ihr Todesurteil.

An diesen Strand schleppen sich nachts die Schildkröten und, wie du siehst, liegen einige Hindernisse im Weg.
An diesen Strand schleppen sich nachts die Schildkröten und, wie du siehst, liegen einige Hindernisse im Weg.

Faszinierend sind Schildkröten für Menschen weiterhin! Wir wollten ja auch gerne eins dieser tonnenschweren Tiere bei der Eierablage beobachten. Für den Samstagabend buchten wir eine Wanderung mit einem Führer, um mit etwas Glück diesen Vorgang mucksmäuschenstill aus - für die Schildkröten - sicherem Abstand ohne Taschenlampen zu beobachten. Die Tiere sollen so gut wie möglich vor uns Touristen geschützt werden. Um 21 Uhr marschierten wir also voller Hoffnung Richtung Meer los.

 

An einer Stelle sollten wir stehen bleiben, unser Schildkrötenexperte ging weiter, um den Strand auszukundschaften. Wir warteten eine geschlagene Stunde, bis er wieder kam. Fehlanzeige. Er hätte keine Schildkröte weit und breit gesichtet, ausschließlich die weiße Brandung wäre zu sehen und zu hören gewesen. Also, ich war sehr enttäuscht und noch viel mehr, als wir am nächsten Morgen eindeutige Spuren von Schildkröten im Sand ausmachen konnten. Verpasst.

 

Zurück im Dorf feierten die Menschen das Ende der Saison. Dieses Fest scheint ein Jahreshöhepunkt in Tortuguero sein. Früher waren die Menschen dort Fischer, heute leben sie vom Tourismus.

 

Von Oktober bis Februar legt keine Schildkrötenart Eier, also kommen weniger Touristen, und das Ende der Saison kann nach getaner Arbeit erst einmal richtig gefeiert werden. Riesentrampoline, Karussells, Essens – und Getränkestände wurden aufgestellt, eine eingeschiffte Schulband spielte Salsa und abends wurde das Tanzbein geschwungen. In dem kleinen Ort mitten im Wasser wure viel geboten!

Schülermusik
Schülermusik
Das Ende der Saison wird gefeiert
Das Ende der Saison wird gefeiert

Nach drei Ausflügen an der Karibik geht es jetzt in die Berge und zwar ganz hoch hinaus, auf die höchste Erhebung Costa Ricas: den Chirripo.

 

Los geht die Wanderung hier!

 

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Weiß oder wie?

Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!