Er spuckt nicht mehr, der Vulkan! Im Jahr 2013 habe ich Freunden gesagt, sie müssten in Costa Rica unbedingt zum Arenal fahren, um dort glühende Lava aus dem Vulkan kriechen zu sehen. Das sei famos! Meine Freunde folgten meinem Tipp, verweilten ein paar Tage am Fuße des Arenals und fanden die Landschaft sehr schön, aber Lava - nö, die gab's dort nicht zusehen. Peinlich, da hatte ich die letzten Informationen nicht: Der Vulkan gönnt sich eine Pause.
Als ich in Costa Rica lebte, war die Gegend um den Arenal ein beliebtes Ausflugsziel. Schon die Fahrt dorthin war gemütlich und abwechslungsreich: bewaldete Hügel, einige Kaffeeplantagen, Felder mit den unterschiedlichsten Zimmerpflanzen (kleine Palmen, die wir in Europa dann beim Gärtner kaufen können), Wiesen mit grasenden Kühen, Dörfer, Flüsse, Wasserfälle, Sodas (einfache Restaurants) und wenig Verkehr. An strahlend blauen Tagen war er dann schon von weitem zu sehen – der Arenal. Mächtig stand er da, grün bewachsen und aus der Spitze ließ er eine Rauchsäule aufsteigen.
Immer den Blick auf den Riesen gerichtet, fuhr ich einmal um den Vulkan herum, um an mein Ziel - ein Hotel mit einem ganz besonderen Panorama – zu gelangen: Frühstück mit Vulkanblick, Schwimmen mit Vulkanblick, Tee Trinken mit Vulkanblick. Und mit etwas Glück konnte ich auch im Dunkeln die satten, rot sprühenden Lavaströme sehen, denn auch ein aktiver Vulkan hat mal mehr und mal weniger Spucklust, und die Spitze des Arenals ist zudem oft wolkenverhangen. Wenn er so ganz frei da stand, konnte ich stundenlang auf der Terrasse sitzen und dem Naturspektakel zusehen. Im Nationalpark war sogar das Herunterkullern der erstarrten Lavabrocken zu hören.
Die älteren Menschen, die hier leben, haben aber noch ganz andere Bilder und Geräusche vom Arenal im Kopf. Lange Zeit galt er als erloschen, und ganz sorglos ackerten die Bauern an den fruchtbaren Vulkanhängen.
Am 29. Juli 1968 war es mit der Idylle dann jäh zu Ende. Erst bebte die Erde, dann rumorte es im Innern des Vulkans, bevor er ohne Vorwarnung explodierte. Felsbrocken, die einen Durchmesser von bis zu 10 Metern hatten, flogen hinab und hinterließen beim Aufprall Löcher, die wiederum über 50 Meter groß waren. Schrecken und Panik setzten ein, die Menschen in den umliegenden Dörfern versuchten zu fliehen. Für die Dorfbewohner von Tabacón und Pueblo Nuevo gab es aber keine Rettung, denn ihre Dörfer waren blitzschnell von den glühend heißen Magmaströmen, die der Explosion folgten, bedeckt.
Bis 2010 gab es dann einen stetigen Lavastrom und ein paar kleinere Ausbrüche, denen glücklicherweise keine Katastrophen folgten. Wann es wieder knallen wird? Tja, das können nicht einmal die Seismologen, das heißt die Erdbeben- und Vulkanforscher, sagen.
Da es keine Lavaströme mehr zu bestaunen gibt, werden auch die Touristenströme geringer. Aber es lohnt sich immer noch dorthin zu fahren, gleich neben dem Vulkan gibt es zum Beispiel einen künstlichen Stausee, die Laguna de Arenal. Dieser See soll wegen extrem starker Winde eines der weltweit besten Gewässer zum Surfen sein - was ich nicht beurteilen kann, da ich beim Surfen mehr im Wasser als auf dem Brett bin.
Ich bin nur um den See gefahren und habe dabei meine erste Bekanntschaft mit den Nasenbären gemacht. In Rudeln durchkämmen die kleinen Bären mit ihren langen, weißen Rüsseln die Gegend und betteln ohne Scheu nach Leckerbissen. Ich musste mich schwer zurückhalten, ihnen keine Bananenstückchen zu geben. Sie waren so putzig! Die Umstände der Geburt dieser Bären finde ich erstaunlich. Wusstest du, dass die Mutter auf einen Baum kletter, dort ein Nest auch Blättern baut, wo sie dann ihren Bärenbabys das Leben gibt? Das kannte ich eigentlich nur von Vögeln. Aber der Geburtsort in den hohen Lüften ist geschickt gewählt, da nur Schlangen und Raubvögel an die Nasenbärenjungen heran kommen können.
Wegen der Nasenbären, der Laguna de Arenal und dem fast perfekt geformten Vulkan selbst empfehle ich auch heute noch Freunden einen Besuch des Arenals – aber ich erzähle nichts mehr von Rauch und Lava! ;)
Weiter geht's mit Tierbegegnungen im Dschungel – diesmal am Tag!
Ab in den Nationalpark!
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