Die Fahrt an die Karibikküste dauert von San José aus länger als zum Pazifik. Um zum Beispiel in das Städtchen Cahuita, mein Lieblingsziel, zu kommen, braucht man mit dem Auto über drei Stunden. Dies ist sicher ein Grund dafür, warum man Josefinos, so nennt man hier die Hauptstädter, kaum an der Karibik trifft. Der Weg ist einfach zu weit.
Außerdem scheinen viele Ticos den Pazifik lieber als die Karibik zu mögen. Die hat nämlich den Ruf weg, etwas schmuddelig zu sein. Dabei meine ich nicht die Strände, sondern die Dörfer und Straßen. Am Pazifik gibt es viele komfortable Hotels, schicke Restaurants, große Lebensmittelläden mit Klimaanlagen – man merkt den Einfluss der USA. Den findest du an der Karibik nicht. Das Leben ist dort einen Zacken langsamer, Reggae-Musik liegt in der Luft, Alt-Hippies sitzen plaudernd am Wegesrand, und selbst Hunde tragen Dreadlocks.
Nach vielen Kurven im bergigen Nebelwald des Nationlaparks Braulio Carrillo, kommt man hinab auf die Höhe des Meeresspiegels und die Straßen gehen schnurgerade durch Palmenhaine. Auf den Straßen wummern viele schwere Laster auf ihrem Weg zu dem größten Hafen Costa Ricas, Puerto Limón, von wo die Ladung in die ganze Welt verfrachtet wird. Liegt Limón erst einmal hinter einem, dann geht es ganz gemütlich immer schön am Meer entlang nach Cahuita.
Das Örtchen besteht aus einer Hauptstraße (erst seit vier Jahren geteert), ein paar Nebenstraßen, verwunschenen Holzhäusern in wuchernden Gärten, zwei Schulen, zwei Kirchen, ein paar Restaurants, drei Lebensmittelläden, Kneipen, einem Mini-Hafen und einem Busbahnhof. Von der Hauptstraße geht es direkt in einen Nationalpark mit Badestrand. Traumhaft! Was es in Cahuita nicht gibt, ist Hektik. Die hat hier keinen Platz, denn die hohe Luftfeuchtigkeit macht einfach träge. Bewegst du dich zu schnell, dann läuft der Schweiß noch schneller und du brauchst sofort ein Päuschen.
Ganz gemütlich bin ich also zum Strand geschlürft und gerade beim langsamen Gehen konnte ich einige Tiere beobachten: ein faules Faultier in den Baumwipfeln, eine kleine Viper im Unterholz oder einen Kaiman in einem Tümpel. Etwas lebhafter und vor allem lauter waren oft Brüllaffen zu hören. Der Name ist Programm.
Die Tiere hatten kein Interesse am Strand, und so konnte ich mich dort in der Sonne räkeln und im lauwarmen Wasser zumindest etwas abkühlen. Manchmal wirkte das Wasser, als wenn es mit einer Klarsichtfolie überzogen worden wäre. So still war es. Ging ich Stunden später durch den Wald zurück ins Dorf, hing auf alle Fälle das Faultier noch an derselben Stelle. Typisch Faultier.
Sehr lebendig habe ich Cahuita am wichtigsten Nationalfeiertag Costa Ricas erlebt, der jedes Jahr am 15. September stattfindet. Dieser Tag soll an
die Unabhängigkeit Mittelamerikas von Spanien erinnern - von der man damals in Costa Rica allerdings erst vier Wochen später erfuhr. ;)
Ganz Cahuita hatte sich vormittags im Zentrum versammelt, um die musizierende und tanzende Karawane zu sehen. Mädchen, die wie Cheerleader Papierbüschel wedelten und Grundschulkinder in Tico-Tracht zogen zu Fuß, zu Pferd oder in der Kutsche vorbei. Blasmusik im eingängigen Rythmus der Trommeln und Trillerpfeifen waren immer zu hören. Hula Hoop Reifen und Akrobatik Sticks flogen in die Luft und die Zuschauermenge applaudierte. In dem organisierten Trubel versuchten ein paare Lehrerinnen Ordnung zu halten, was nicht so einfach schien. Ich musste schmunzeln. Es war lebendig und gefiel mir tausend Mal besser als jede perfekt organisierte Veranstaltung.
Wenn immer ich mal etwas mehr Zeit hatte, fuhr ich gerne nach Cahuita und tauchte in die spezielle Atmosphäre der Karibik ein.
Die Gegend hat aber noch mehr zu bieten. Als nächstes soll es in die Berge von Talamanca gehen, wo noch einige Ur-Einwohner Costa Ricas in Kommunen zusammen
leben.
Come with me and have a look!
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