Nix da USA. Kanada!

Riesige Hotelanlage in Quebec City
Riesige Hotelanlage in Quebec City

Est-ce que tu parles francais? Sprichst du französisch? Diese Frage kann dir in Kanada gestellt werden, denn in der Provinz Quebec ist Französisch die offizielle Sprache. Komisch, oder? Ich verbinde Nordamerika immer mit Englisch. Hier kommt man sich aber wie in Frankreich vor, vor allem in der Provinzhauptstadt Quebec City mit ihren kleinen Gässchen und dem Mega-Hotel. In diesem Luxus-Hotel bin ich allerdings nivht abgestiegen. Und zuerst war ich auch nicht in Quebec City, sondern in Montreal. Am besten fange ich ganz von vorne an...

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Von Boston brauchte ich mit dem Zug zwei Tage nach Montréal. In der Stadt Albany musste ich umsteigen und übernachtete in einem Motel. So etwas wie eine Jugendherberge gab es dort nicht. Weißt du was ein Motel ist?

 

Ein Übernachtungsmöglichkeit für Autofahrer, da man seinen Wagen meistens gleich vor der Zimmertür parken kann. US-Amerikaner lieben diese Nähe außerordentlich, deswegen gab es die ersten Motels auch in den USA. Und weil man ein griffiges Wort dafür brauchte, packte man das M von Motor einfach vor das otel von Hotel. Ein sogenanntes Kofferwort. :) 

 

Mein Motel hieß „The Red Carpet Inn“ und machte seinem Namen alle Ehre. Der rote Teppich war wirklich knöcheltief. Aber es war ja nur eine Nacht, und am nächsten Tag saß ich im Zug auf einer der schönsten Zugstrecken der Welt - schreibt  zumindest ein großes Reisemagazin.

 

Der Indian Summer hatte sich inzwischen in seiner ganzen Pracht entfaltet, und wir fuhren mitten durch die bunte Farbpalette. Besonders schön war es, wenn wir an einem See vorbeifuhren, denn dann spiegelten sich die Bäume wie ein Aquarellbild im Wasser. Das doppelte Vergnügen sozusagen. Genau so hatte ich es mir erträumt.

 

An der Grenze gingen dann zwei freundliche Beamte durch den Zug, kontrollierten die Pässe der Fahrgäste und bald danach, so gegen 21 Uhr, fuhr der Zug in Montréal ein. Ganz gemütlich mit so ungefähr 40 km/h.

 

Die amerikanischen Züge fahren meistens nur einmal am Tag, manchmal aber auch nur einmal in der Woche. Sie sind sehr, sehr langsam. Zwei Gründe wurden mir genannt:

 

  • Die Gleise sind eigentlich für Güterzüge verlegt worden und deshalb für Personenzüge etwas zu breit.
  • Güterzüge haben immer Vorrang, denn sie bringen mehr Geld ein.
Ein Baseballfeld auf dem Lande
Ein Baseballfeld auf dem Lande
Indian Summer aus dem Zug.
Indian Summer aus dem Zug.

Nun war ich in Kanada. Wenn man über die Grenze fährt, verändert sich die Natur natürlich nicht. Die Bäume blieben bunt, aber nun flatterte die kanadische Flagge mit dem roten Ahornblatt im Wind und – es wurde eben französisch gesprochent!

 

Warum eigentlich?

 

Die ersten europäischen Siedler im Nordosten von Nordamerika waren Engländer, aber französische Seefahrer und Händler waren genauso früh im Nordosten des Kontinents unterwegs. Sie waren mmer noch auf der Suche nach einer Passage nach China. Bei den Stromschnellen in der Nähe von Montréal ging ihnen aber die Puste aus - es wäre ja auch noch ein sehr weiter Weg nach China gewesen!

 

Der Franzose Jaques Cartier wollte dann immerhin für sein Vaterland neues Gebiet erlangen und nannte die Gegend um Montréal New France. Die wenigsten Franzosen waren begeistert in Nordamerika zu siedeln, denn die Winter waren lang und brutal. Nur durch die Hilfe der Indianer konnten die Wagemutigsten überleben.

 

Langsam kam dann das Geschäft mit dem Pelzhandel in Schwung und kleine Siedlungen entstanden, aber nach verlorenen Kriegen kam New France unter die Herrschaft der britischen Krone. Die Sprache blieb aber französisch. Viel länger als die USA blieb Kanada eine Kolonie von England und noch heute ist die britische Königin das Oberhaupt von Kanada. Komisch, oder?

 

Viele Menschen in der Provinz Quebec sind damit aber nicht zufrieden. Sie fühlen sich so anders, so französisch und wollen sich deswegen von dem übrigen Teil Kanadas – der Englisch spricht – loslösen und einen eigenen Staat gründen. Bis jetzt ist das aber nicht passiert.

Sonntagnachmittag in Montréal. Nicht so typisch französisch ist American Football und der Sicherheitsmann war bestimmt häufiger bei McDonald's als in einem Gourmet Restaurant mit kleinen Häppchen.
Sonntagnachmittag in Montréal. Nicht so typisch französisch ist American Football und der Sicherheitsmann war bestimmt häufiger bei McDonald's als in einem Gourmet Restaurant mit kleinen Häppchen.

Montréal ist nach Paris die zweitgrößte französischsprachige Stadt in der Welt und allein diese Tatsache macht deutlich, wie französisch sie ist. Und nicht nur, dass alle Straßenschilder, die meisten Zeitungen und die Fernsehkanäle auf Französisch sind, nein, es gibt Baguette, Café au Lait und Wein an jeder Ecke. Hier ein Café, dort eine Créperie und um die Ecke ein Restaurant mit Gaumenfreuden a la francaise. Und ich musste mein Schulfranzösisch wieder herauszukramen. Olálá.

 

Am ersten Tag bin ich gleich auf den bewaldeten Mont Royal gegangen, der fürsorglich auf die Stadt aufzupassen scheint, obwohl er ein Vulkan ist. Er ist zurzeit natürlich nicht aktiv. Oben auf dem Berg haben die Montréalen ein großes Kreuz und einen Aussichtsplatz gebaut, auf dem sich abends Jugendliche, Touristen und Jogger tummeln. Zur Zeit des Sonnenuntergangs möchte man nirgend woanders sein!

 

Gleich in der Nachbarschaft meines Hostels konnte ich mir ein Fahrrad ausleihen und bei schönstem Sonnenschein fuhr ich a, zweiten Tag erst durch die Innenstadt zu einem großen Wochenmarkt, aß dort himmlischen Schokoladenkuchen und radelte dann am Fleuve Saint Laurent (Sant Laurenz Fluss) entlang. Die Fahrradwege waren fantastisch! Zum Schluss kam ich auch zu den Stromschnellen, an denen die Franzosen einst ihre Suche nach China aufgaben. Vierhundert Jahre später machte ich dort Fotos mit einer Kamera made in China.

Die Aussichtsplattform...
Die Aussichtsplattform...
...und der Blick
...und der Blick

Der große Strom mit Insel
Der große Strom mit Insel
Hier würde ich auch nicht gerne mit Kanus durchfahren - die Stromschnellen
Hier würde ich auch nicht gerne mit Kanus durchfahren - die Stromschnellen

Wenn ich auch kein Foto gemacht habe, will ich zumindest noch von den sehr besonderen Einkaufszentren in Montréal berichten. Das Außergewöhnliche an ihnen ist ganz einfach, dass sie unterirdisch verbunden sind.

 

Vom Bürgersteig aus gehst du in eine Mall hinein, fährst zu deinem Lieblingsschuhgeschäft drei Stockwerke tiefer, findest nicht die passenden Schuhe, gehst von dort direkt in eine andere Mall zu deinem zweitliebsten Schuhgeschäft, findest dort supercoole Boots und gehst mit ihnen zufrieden aus der Mall heraus – fünf Straßen von der Eingangstür entfernt. Stell dir das Ganze im Winter bei minus 35 Grad Celcius vor. Wer will sich da nicht lieber wie ein Maulwurf unterirdisch fortbewegen? In der sogenannten underground city kann man auf insgesamt 29 Kilometern bei Schneestürmen warm und trocken Bummeln gehen.

 

Nach drei Tagen Montréal sagte ich au revoir und fuhr nach Quebec City, allerdings nicht mit dem Zug. Ich hatte drei nette Däninnen in der Jugendherberge kennengelernt, und die haben mich in ihrem Auto mitgenommen, immer am Fleuve Saint Laurent entlang.

 

Quebec City hat im Hintergrund keinen Berg wie Montréal, dafür thront aber ein gigantisches Hotel über dem Fluss. Es sieht aus wie ein alter europäischer Herrensitz mit vielen Türmchen, Zinnen und Erkern. Und überhaupt, wer etwas für alte Mauern übrig hat, ist in Quebec Cité richtig, denn hier steht die älteste Stadtmauer Nordamerikas.

 

Es gibt quch viele kleine Steinhäuser, sodass man wirklich das Gefühl bekommt, in Frankreich zu sein. Der American way of life ist hier ganz weit weg. Nach den sonnigen Tagen in Montréal wurde es in Quebec City auf einmal fuchsig kalt und der Wind blies die Blätter von den Bäumen. Der liebliche Spätsommer schlug blitzartig in einen grauen November um. Uselig nenne ich so ein Wetter. Perfekt um von einer Chocolaterie in die die nächste zu gehen und Reisepost zu schreiben!

Quebec City
Quebec City
So sieht es doch auch in der Bretagne aus. Vor allem auch die Farben - Blau, Weiß, Rot!
So sieht es doch auch in der Bretagne aus. Vor allem auch die Farben - Blau, Weiß, Rot!

 

Auf zur nächsten Station!

 

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Weiß oder wie?

Strahlendweiß, wollweiß, schneeweiß, mausgrau, hell-, mittel-, dunkelblau, türkis ... selbst in der Antarktis ist nicht alles weiß! In meinem Blog geht's die nächsten Wochen auf diesen Wunderkontinent. Jeden Donnerstag auf's Neue. Du wirst Pinguine sehen, gigantische Eisberge, Seeleoparden und See-Elefanten und immer wieder ein Segelschiff. Denn damit stechen wir ins eisige Meer. Ahoi!