An einem sonnigen Samstagmittag im September kam ich in der Hauptstadt der USA an. Freundlich wurde ich von einem der Grenzbeamten am Flughafen begrüßt. Wir unterhielten uns ein wenig, und er erzählte mir, dass er auch mal Lehrer gewesen wäre. „Nice job“ fanden wir beide.
Das war ein schönes Ankommen! Beschwingt ließ ich mich in einem Bus vom Flughafen in die Jugendherberge fahren und richtete mich dort für vier Tage in einem Schlafsaal ein. Die Herberge war ziemlich oll, aber ich war ja nur zum Schlafen dort, denn ich wollte die Stadt kennenlernen.
So zog ich meine Wanderschuhe an und spazierte erst einmal gemütlich zur Mall. Die Mall in Washington ist besonders, denn sie ist keine Einkaufspassage, sondern ein sehr, sehr, sehr breit angelegter Boulevard mit Rasenflächen, Museen und Galerien. An einem der beiden Enden schaut das Kapitol von einem Hügel hinunter. Dort arbeitet das Parlament der USA. Am anderen Ende ragt das Washington Monument wie ein Pfeil in den Himmel.
Die Mall ist ziemlich imposant und herrschaftlich, aber auch voller Leben. An dem Samstag zum Beispiel fand eine Black Family Reunion, zu
Deutsch „Schwarze Familien Treffen“, mit verschiedenen Konzerten und vielen Ständen statt. Wow, da waren viele Teilnehmer, und die allermeisten hatten natürlich eine dunkle
Hautfarbe.
Direkt vor dem Kapitol kampierten Menschen und demonstrierten für ein Verlassen aller US-Soldaten aus dem Irak. Am Sonntag waren dann Hunderte von Menschen auf der Wiese zwischen dem Washington Monument und dem Lincoln Memorial bei dem sogenannten Freedom Walk. Alle hatten die gleichen T-Shirts an und waren von dem Pentagon, dem Arbeitsplatz des Verteidigungsministeriums, zur Mall gelaufen. Vor dem Lincoln Memorial gab es dann ein Konzert mit Country Music.
Es war eine leichte, spätsommerliche Atmosphäre, obwohl der Grund für den Marsch alles andere als leicht war. Die Menschen dachten an die Opfer des 11. Septembers
und an die Toten der Irakkriege.
Auch wenn gerade keine Großveranstaltung läuft, laufen viele Menschen auf der Mall herum: Touristen aus den USA und der ganzen Welt.
Gleich neben der Mall liegt das Weiße Haus, das man ja weltweit aus den Nachrichten kennt und dann gibt es noch viele Gedenkstätten. Nicht nur für ehemalige Präsidenten, sondern auch für die Kriege in Vietnam und Korea. Einige von ihnen stelle ich dir vor:
Ich fange mal mit dem 170 Meter hohen Washington Monument an, das wie auch die Stadt nach George Washington, dem ersten Präsidenten der USA, genannt wurde. Ich musste ziemlich lange warten, bis ich mit dem Fahrstuhl zur Aufsichtsplattform kurz unter der Spitze fahren konnte. Während der Wartezeit unterhielt ich mich mit einer Familie, die mit Sack und Pack durch die USA fuhren, um ihr Land kennenzulernen. Die Kinder wurden von den Eltern unterrichtet, home schooling heißt das auf Englisch. In Deutschland gibt’s das nicht.
Wir waren gerade so richtig ins Gespräch vertieft, da ging es - schwuppdiwupp - in die Höhe, und ich konnte meine Blicke über Washington D.C. schweifen lassen. Ein fulminanter Blick. Schau selbst.
Nun zum sogenannten Capitol Hill, dem Kapitolshügel.
In dem Kapitol sind zwei Parlamente zuhause: der Senat mit den Senatoren und der Kongress mit den Kongressabgeordneten. Die versuchen viel in den USA zu regeln, manchmal erfolgreich und manchmal nicht. Die Politiker der beiden Parlamente diskutieren, beschließen Gesetze oder lehnen sie ab. Das ist mit dem Deutschen Bundestag und Bundesrat vergleichbar.
Als Tourist darf man die Gebäude auch besuchen, natürlich kann man nicht einfach überall hinein spazieren, aber die Vorzeigeräume darf man
inspizieren und dabei den einen oder anderen Politiker geschäftig vorbei huschen sehen.
Ein Letztes noch zum Kapitol selbst. Der Architekt war ein echter Optimist. Als man anfing, das Gebäude zu bauen, war das Gebiet der heutigen Mall Sumpfland, zum Bebauen also total ungünstig. Die eigentliche Stadt Washington D.C. lag auf der anderen Seite.
Der Architekt hatte aber die Vision, dass das Sumpfland eines Tages trocken gelegt werden würde, um viele repräsentative Gebäude, das heißt
Vorzeigehäuser zu bauen. Deswegen ließ er die Vorderseite des Kapitols in Richtung Sumpfgebiet bauen. Ganz schön mutig. Und wie gut: seine Vision wurde Wirklichkeit.
Von den mindestens elf Museen und Galerien auf der Mall war ich nur in zwei: der National Gallery of Art und dem Museum of the
American Indian. Im ersten schaute ich mir Gemälde an, im zweiten erfuhr ich viel über das Leben und die Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas.
Oh, jetzt habe ich dir auch schon ganz schön viel über die Mall berichtet. Etwas will ich dir noch zeigen: das imposante Lincoln Memorial. Abraham Lincoln war der Präsident, der die Sklaverei abgeschafft hat – nach einem äußerst blutigen Bürgerkrieg.
Ein Washington-Tipp zum Schluss: Die Stadt kann man super mit dem Fahrrad erkunden – am besten sonntags, wenn nicht so viele Autos unterwegs sind. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht die Mall runter und am Weißen Haus vorbei zu radeln!
Als nächstes geht's mit dem Zug von der Union Station in Washington zur Penn Station nach New York. Join me.
Auf zur nächsten Station!
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